Dienstag, 19. August 2003

Kailash - Shiquanhe


Heute zur Abwechslung ein Ruhe- und Entspannungstag!

Nach dem Abbau des Lagers fahren wir ab – ein kurzes Stück durch den Bach und über Geröll, dann treffen wir auf die asphaltierte (!!!) Straße nach Shiquanhe. Unser Fahrer scheint mit dem ungewohnten Straßenbelag nicht zurechtzukommen, da er am Anfang langsamer als im Gelände fährt (40 km/h), aber schließlich lässt er es laufen.

Die neu ausgebaute Straße führt schnurgerade mit nur wenigen Kurven dahin, dazwischen ist sie an einigen Stellen unterbrochen – Geländefahrt. Schließlich fahren wir auf einer neu angelegten Schotterstraße weiter, die nur mehr auf die Asphaltierung wartet. Unglaublich – bei der Schnelligkeit der Chinesen kann man in 1-2 Jahren von Ali nach Darchen auf dem Highway fahren!

Zuletzt müssen wir noch einen Fluss queren, eines der Fahrzeuge bleibt stecken, kommt aber gleich wieder frei. Wir erreichen noch vor Mittag Shiquanhe. Es ist eine dieser typischen chinesischen Städte, die innerhalb der letzten 1-2 Jahre herausgestampft wurden (in meinem relativ neuem Reiseführer ist sie noch als „einige Bretterbuden und ein grindiges Hotel“ beschrieben). Shiquanhe wird jetzt offensichtlich im Rekordtempo zur Provinzhauptstadt ausgebaut:
Breite betonierte Straßen, gepflasterte Nebenfahrbahnen und bunt gekachelte breite Gehwege (eine Seite rot-gelb, die nächste Straße grün-gelb damit es nicht fad wird), Betonbauten, die kleinen Ramschläden, in denen es so gut wie alles zu kaufen gibt, einige Hotels, Post, Bank (leider nicht Bank of China – Geldwechsel kann ich vergessen...), viel Militär, angesiedelte Han-Chinesen, dazwischen brave, arbeitsame Tibeter mit Schaufeln und Spitzhacken, die den chinesischen Traum verwirklichen helfen, mir aber alle ein freundliches „Tashi delek“ entgegenrufen (die Chinesen grüßen nicht). Große Plakate – ein überdimensionaler auf den nächsten Berg gemalter Stern. Wenn wir nicht auf 4200m wären – die Stadt könnte überall in China stehen.

Ich schlendere bis zum Indus (jetzt haben wir den 3. der hier am Kailash entspringenden Flüsse erreicht, fehlt nur noch der Tsangpo) und gehe dann zurück zum Hotel. Dieses wurde offensichtlich 2002 gebaut – wirkt aber schon wieder verfallen...

Was soll’s? Die Zimmer sind groß und sauber, im Badezimmer kommt zumindest tröpfchenweise heißes Wasser und es gibt ein normales Klo! Der Fernseher funktioniert nicht, die Klimaanlage so lala, aber was soll’s – nach dem Trekking mit Zelt und Guesthäusern erscheint das Hotel als der pure Luxus!

Ich bereite mir mit dem frisch bereitgestellten Wasser einen grünen Tee, versuche zu Hause anzurufen, nachdem ich die überdimensionale Werbung für China Mobile gesehen habe. Das Handy funktioniert gut – nur bei Mama und Angela meldet sich trotz mehrere Versuche nur die Mailbox – ich schicke also zwei SMS. Angela schickt eine kurze Antwort – zuhause scheint also alles in Ordnung zu sein – schalte das Handy wieder ab. Schreibe mein Tagebuch, drücke den „Do not disturb“ - Knopf und verbringe den Rest des Tages mit Schlafen und Lesen...

Abendessen chinesisch – gut.
Fernseher funktioniert doch...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen