Montag, 11. August 2003

Kailash - Manasarovar


Den ganzen Vormittag sitzen wir schon in Purang fest und warten darauf, bis endlich alle Einreiseformalitäten erledigt sind...
Die Umgebung ist wunderschön, einige schneebedeckte Berge, wenige Wolken, kristallklare Luft – wir sind immerhin auf 3800m.
Purang selbst ist – auf den Punkt gebracht – ein chinesisches Dreckskaff am Arsch der Welt...

22:00
Ich liege hineingekuschelt in meine zwei Schlafsäcke + Isomatte und Thermofleece und lasse den Tag Revue passieren.

Draußen rüttelt ein eisiger Wind an den Zeltheringen, im Zelt wird es jetzt langsam warm.

Wenn ich den Vordereingang öffnen würde, würde ich direkt auf die vom Vollmondlicht gebadete Seeoberfläche des Manasarovar-Sees blicken.
Unser Lager befindet sich direkt am See unterhalb der Chiu-Gompa.

Um den See von Verunreinigungen zu schützen ist das Ufer mit zahlreichen Gebetsfahnen abgezäunt.
Schräg nach hinten geht der Blick in Richtung Chiu-Gompa und auf die Südseite des Kailash, der sich heute allerdings in Wolken hüllt.
Am See entlang nach rechts erblickt man das Massiv der Gurla Mandata.

Der heutige Tag war sicherlich einer der Höhepunkte unserer Reise.
Nachdem wir Purang gegen Mittag endlich verlassen konnten geht es Schlag auf Schlag:

Auf einer abenteuerlichen Schotterpiste, durch Flüsse, stetig an Höhe gewinnend.
Wir machen Halt in einem tibetischen Dorf, rechts die Gurla Mandata.
Dann über den Gurla La – Gebetsfahnen, Yakschädel mit eingeschnitzten Mantras, atemberaubende Aussicht.

Nach Überwindung des Passes eröffnet sich die unglaubliche Weite des Landes. Es ist mit Worten fast nicht zu beschreiben, welche Gefühle und Empfindungen auf mich einströmen, unglaubliches Staunen, ja Fassungslosigkeit, dann wieder tiefe Ergriffenheit wechseln sich ab. Die unglaubliche Weite und Schönheit des Landes nimmt einen sofort gefangen. Man fühlt ein großes Glücksgefühl und Zufriedenheit.
Ich gerate jetzt ins Schwärmen aber jeder Tibetreisende wird verstehen, was gemeint ist – insbesondere Besucher der Kailash-Region.

Wir erreichen zunächst den Raksastal an seinem Ostufer. Der See erscheint in einem sehr dunklen Blau – in den Wolken darüber lässt sich der weiße Kegel des Kailash erahnen. Kang Rinpoche gibt sich heute – ebenso wie die Gurla Mandata – wolkenverhüllt.

Wir fahren weiter auf die Landbrücke zwischen beiden Seen und haben traumhafte Ausblicke auf Manasarovar und Raksastal.
Der Manasarovar-See erscheint momentan in einem Türkis, wechselt aber im Laufe des Tages über Dunkelgrün, Blau bis fast Schwarz.

Wir fahren ein kurzes Stück gegen den Uhrzeigersinn das Seeufer entlang bis zum Kloster Truyo, wo wir unsere Mittagspause abhalten.

Hier am südlichen Kloster befindet sich auch der Badeplatz der Hindus und die Kopfwaschstelle der Tibeter. Ich steige zum sumpfigen Seeufer hinab und benetze meine Haare. Die paar Schritte zurück hinauf zum Kloster sind ganz schön anstrengend – immerhin befinden wir uns auf über 4500m.

Nach dem Mittagessen besichtigen wir die Gompa – leider dürfen wir nicht aufs Dach – und fahren dann unseren Weg zurück und weiter auf der Jeeppiste das Westufer des Sees entlang bis zur Gösul Gompa, die auf einem Felshang direkt am Seeufer klebt.

Mühsam steigen wir den steilen Pfad hinauf. Von oben hat man einen prachtvollen Ausblick auf den See und Kailash (heute in Wolken). Kesang, unser tibetischer Führer bittet einen Mönch, uns das Allerheiligste des Klosters aufzuschließen.
Es handelt sich um die Meditationshöhle des Klostergründers. Drinnen sieht es genau so aus, wie man sich ein tibetisches Kloster vorstellt: Butterlampen, Räucherwerk, prachtvolle Wandmalereien, Thankas und Statuen, Ritualgegenstände usw.
Der Mönch gießt uns heiliges Wasser in die Hände, ich gebe Mamsis Glücksdollar als Donation (ich finde, es ist der richtige Platz dafür).

Dann laufe ich schnell runter zum See – ich möchte nämlich im Manasarovar baden.
Das Seeufer ist hier steinig und es wird schnell tiefer – ideal.
Ich ziehe mich aus, laufe blitzschnell ins eiskalte Wasser, paddle ein bisschen herum, tauche unter und nehme einen kräftigen Schluck vom heiligen Wasser – dann bin ich auch schon wieder draußen. Während ich mich rasch abtrockne und wieder meine dicke Fleecejacke anziehe, ernte ich bewundernde Blicke und Gesten von unseren tibetischen Fahrern. Nach dem Bad fühle ich mich innerlich und äußerlich erfrischt und – einfach toll!

Wir fahren weiter, besichtigen noch den Ganga Chu (Kanal zwischen Manasarovar und Raksastal) mit heißer Quelle (Badehaus) und erreichen schließlich unser Lager am Seeufer unterhalb der Chiu Gompa.

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