Den ganzen Vormittag sitzen wir schon in Purang fest und
warten darauf, bis endlich alle Einreiseformalitäten erledigt sind...
Die Umgebung ist wunderschön, einige schneebedeckte Berge,
wenige Wolken, kristallklare Luft – wir sind immerhin auf 3800m.
Purang selbst ist – auf den Punkt gebracht – ein
chinesisches Dreckskaff am Arsch der Welt...
22:00
Ich liege hineingekuschelt in meine zwei Schlafsäcke +
Isomatte und Thermofleece und lasse den Tag Revue passieren.
Draußen rüttelt ein eisiger Wind an den Zeltheringen, im
Zelt wird es jetzt langsam warm.
Wenn ich den Vordereingang öffnen würde, würde ich direkt
auf die vom Vollmondlicht gebadete Seeoberfläche des Manasarovar-Sees blicken.
Unser Lager befindet sich direkt am See unterhalb der
Chiu-Gompa.
Um den See von Verunreinigungen zu schützen ist das Ufer
mit zahlreichen Gebetsfahnen abgezäunt.
Schräg nach hinten geht der Blick in Richtung Chiu-Gompa
und auf die Südseite des Kailash, der sich heute allerdings in Wolken hüllt.
Am See entlang nach rechts erblickt man das Massiv der
Gurla Mandata.
Der heutige Tag war sicherlich einer der Höhepunkte
unserer Reise.
Nachdem wir Purang gegen Mittag endlich verlassen konnten
geht es Schlag auf Schlag:
Auf einer abenteuerlichen Schotterpiste, durch Flüsse,
stetig an Höhe gewinnend.
Wir machen Halt in einem tibetischen Dorf, rechts die
Gurla Mandata.
Dann über den Gurla La – Gebetsfahnen, Yakschädel mit
eingeschnitzten Mantras, atemberaubende Aussicht.
Nach Überwindung des Passes eröffnet sich die unglaubliche
Weite des Landes. Es ist mit Worten fast nicht zu beschreiben, welche Gefühle
und Empfindungen auf mich einströmen, unglaubliches Staunen, ja
Fassungslosigkeit, dann wieder tiefe Ergriffenheit wechseln sich ab. Die
unglaubliche Weite und Schönheit des Landes nimmt einen sofort gefangen. Man
fühlt ein großes Glücksgefühl und Zufriedenheit.
Ich gerate jetzt ins Schwärmen aber jeder Tibetreisende
wird verstehen, was gemeint ist – insbesondere Besucher der Kailash-Region.
Wir erreichen zunächst den Raksastal an seinem Ostufer.
Der See erscheint in einem sehr dunklen Blau – in den Wolken darüber lässt sich
der weiße Kegel des Kailash erahnen. Kang Rinpoche gibt sich heute – ebenso wie
die Gurla Mandata – wolkenverhüllt.
Wir fahren weiter auf die Landbrücke zwischen beiden Seen
und haben traumhafte Ausblicke auf Manasarovar und Raksastal.
Der Manasarovar-See erscheint momentan in einem Türkis,
wechselt aber im Laufe des Tages über Dunkelgrün, Blau bis fast Schwarz.
Wir fahren ein kurzes Stück gegen den Uhrzeigersinn das
Seeufer entlang bis zum Kloster Truyo, wo wir unsere Mittagspause abhalten.
Hier am südlichen Kloster befindet sich auch der Badeplatz
der Hindus und die Kopfwaschstelle der Tibeter. Ich steige zum sumpfigen
Seeufer hinab und benetze meine Haare. Die paar Schritte zurück hinauf zum
Kloster sind ganz schön anstrengend – immerhin befinden wir uns auf über 4500m.
Nach dem Mittagessen besichtigen wir die Gompa – leider
dürfen wir nicht aufs Dach – und fahren dann unseren Weg zurück und weiter auf
der Jeeppiste das Westufer des Sees entlang bis zur Gösul Gompa, die auf einem
Felshang direkt am Seeufer klebt.
Mühsam steigen wir den steilen Pfad hinauf. Von oben hat
man einen prachtvollen Ausblick auf den See und Kailash (heute in Wolken).
Kesang, unser tibetischer Führer bittet einen Mönch, uns das Allerheiligste des
Klosters aufzuschließen.
Es handelt sich um die Meditationshöhle des
Klostergründers. Drinnen sieht es genau so aus, wie man sich ein tibetisches
Kloster vorstellt: Butterlampen, Räucherwerk, prachtvolle Wandmalereien,
Thankas und Statuen, Ritualgegenstände usw.
Der Mönch gießt uns heiliges Wasser in die Hände, ich gebe
Mamsis Glücksdollar als Donation (ich finde, es ist der richtige Platz dafür).
Dann laufe ich schnell runter zum See – ich möchte nämlich
im Manasarovar baden.
Das Seeufer ist hier steinig und es wird schnell tiefer –
ideal.
Ich ziehe mich aus, laufe blitzschnell ins eiskalte
Wasser, paddle ein bisschen herum, tauche unter und nehme einen kräftigen
Schluck vom heiligen Wasser – dann bin ich auch schon wieder draußen. Während
ich mich rasch abtrockne und wieder meine dicke Fleecejacke anziehe, ernte ich
bewundernde Blicke und Gesten von unseren tibetischen Fahrern. Nach dem Bad
fühle ich mich innerlich und äußerlich erfrischt und – einfach toll!
Wir fahren weiter, besichtigen noch den Ganga Chu (Kanal
zwischen Manasarovar und Raksastal) mit heißer Quelle (Badehaus) und erreichen
schließlich unser Lager am Seeufer unterhalb der Chiu Gompa.
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