1. Tag der Kora!
Der Kailash ist immer noch nicht zu sehen.
Ich habe nicht besonders gut geschlafen, habe keinen
Appetit und seit gestern starke Kopfschmerzen, die zwar auf ein Analgetikum
besser werden, aber optimal ist es nicht...
Zwinge mich, einige Tassen grünen Tee zu trinken, fülle
das Camelbak, klebe meinen Teleskopstock (Griff löst sich auf) und stecke mir
noch einen der gesammelten Steine vom Manasarovarsee in die Hosentasche – als
Glücksbringer, dann geht es los.
Wir wandern westwärts auf dem breit ausgetretenen, leicht
ansteigenden Pfad in Richtung 1. Niederwerfungspunkt (hier sollte man bei
schönem Wetter einen tollen Blick auf den Kailash haben, aber das spielt es
heute nicht – egal).
Hier machen wir kurze Pause, Fotostopp und werden auch von
den ersten Yaks überholt. Unsere Yak-Karawane sollten wir dann beim Tarboche
treffen.
Wir wandern weiter – es geht noch ganz gut dahin – ein
bisschen Regen.
Schließlich erreichen wir den Tarboche und den doppelten
Chörten als Eingang ins westliche Tal des Amitabha.
Von den Jeeps und LKWs bzw. Yaks keine Spur – müssen wohl
weiter ins Tal reingefahren sein.
Ich klettere unter dem Doppelchörten durch – soll Glück
bringen – und betrete als Erster das Tal.
Links oben an der Felswand klebend erkennt man bereits
Chuku Gompa – meinen ursprünglichen Plan, das Kloster zu besuchen, habe ich
aufgegeben – werde nun doch etwas kurzatmig.
Es geht nun in das weitläufige Tal hinein, links und
rechts rote Felswände, ein Fluss schlängelt sich in der Mitte. Das Tal steigt
flach aber stetig an (wir befinden uns zwischen 4600 und 4700m), einige andere
Gruppen (Inder, Italiener) laden vom LKW auf Yaks um – von unseren Leuten noch
immer keine Spur – sind kilometerweit bis zum Ende des befahrbaren Anteils
gefahren.
Das Gehen fällt mir plötzlich immer schwerer, ich werde
langsamer, muss immer öfter stehen bleiben, die Füße wie Blei – ein Großteil
der Gruppe hat mich bereits ein- bzw. überholt.
Schließlich ereiche ich „unsere“ Yak-Karawane. Das Gepäck
wurde bereits verteilt und die LKW sind zurück gefahren. Eine rege Diskussion
zwischen den Yaktreibern, Barbara und Kesang ist im Gange vor allem bezüglich
des Preises für die zusätzlich angemieteten
3 Reityaks für
einige aus der Gruppe (rückblickend gesehen wäre ich froh gewesen, auch einen
Yak zu haben – aber das ist ja nicht Sinn und Zweck der Kora).
Von unseren Sherpas keine Spur – sind uns weit voraus, auf
ein Lunchpaket haben sie vergessen.
Taumelnd und mit zittrigen Knie schultere ich meinen
Rucksack (geht mir nicht gut) und gehe langsam weiter.
Das Tal wird nun enger, steigt steiler an. Beschriebene
Merkmale wie „der Schwanz von Gesar Lings Pferd“ – ein Wasserfall – tauchen
auf.
Ich sehe auch die ersten Pilger, die die Kora mit dem
Körper ausmessen (durch ständige Niederwerfungen).
Sehr sehr langsam mit zahlreichen Pausen gehe ich weiter,
atme keuchend die eisige Luft und trinke sicher viel zu wenig, da mir das
Wasser aus dem Camelbak ebenfalls viel zu kalt ist.
Nach mehr als 5 Stunden Gehzeit erreiche ich als letzter
den Rastplatz der Gruppe, die sich zum Teil bereits wieder zum Aufbruch rüstet.
Völlig erschöpft falle ich ins Gras und nehme dankend den Becher mit heißem
Zitronensaft von – ich glaube es war Keshi – entgegen, leider war es das letzte
Häferl voll...
Weiter...
Wir kommen an einigen Nomadenzelten vorbei. „Will jemand
Buttertee?“
Alles – nur nicht weitergehen müssen...
Ich und einige andere aus der Gruppe werden in das warme
gemütliche Zelt gebeten und lassen uns auf einigen Matratzen nieder. Dann wird
der Tee serviert. Da die Tibeterin sofort nachschenkt, sobald man einen Schluck
Buttertee getrunken hat, komme ich schließlich auf 5 - 6 Tassen von dem Zeug.
Danach fühle ich mich viel besser (wie wenn ich
Superbenzin getankt hätte).
Der Effekt hält leider nicht lange an, und ich schleppe
mich schließlich mit allerletzter Kraft ins Lager unterhalb der Chiu Gompa auf
4900m. Barbara hat sich zurückfallen lassen und „auf mich aufgepasst“.
Kurz vor dem Lager machen wir noch ein Foto von der leider
nur im unteren Teil wolkenfreien Nordwand des Kailash.
Irgendeine gute Seele hat mein Zelt aufgestellt – ich
hätte es kaum geschafft.
Kann mich kaum auf den Beinen halten, trinke nur etwas Tee
und Suppe und krieche rasch in den Schlafsack – und selbst das ist furchtbar
anstrengend. Selbst die kleinste Bewegung bzw. körperliche Anstrengung (und sei
es nur Zelt einräumen, Schlafsack ausbreiten...) bedeutet minutenlanges
Verschnaufen.
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