Donnerstag, 14. August 2003

Kailash - Kora Tag 1


1. Tag der Kora!

Der Kailash ist immer noch nicht zu sehen.

Ich habe nicht besonders gut geschlafen, habe keinen Appetit und seit gestern starke Kopfschmerzen, die zwar auf ein Analgetikum besser werden, aber optimal ist es nicht...
Zwinge mich, einige Tassen grünen Tee zu trinken, fülle das Camelbak, klebe meinen Teleskopstock (Griff löst sich auf) und stecke mir noch einen der gesammelten Steine vom Manasarovarsee in die Hosentasche – als Glücksbringer, dann geht es los.

Wir wandern westwärts auf dem breit ausgetretenen, leicht ansteigenden Pfad in Richtung 1. Niederwerfungspunkt (hier sollte man bei schönem Wetter einen tollen Blick auf den Kailash haben, aber das spielt es heute nicht – egal).
Hier machen wir kurze Pause, Fotostopp und werden auch von den ersten Yaks überholt. Unsere Yak-Karawane sollten wir dann beim Tarboche treffen.
Wir wandern weiter – es geht noch ganz gut dahin – ein bisschen Regen.

Schließlich erreichen wir den Tarboche und den doppelten Chörten als Eingang ins westliche Tal des Amitabha.
Von den Jeeps und LKWs bzw. Yaks keine Spur – müssen wohl weiter ins Tal reingefahren sein.
Ich klettere unter dem Doppelchörten durch – soll Glück bringen – und betrete als Erster das Tal.

Links oben an der Felswand klebend erkennt man bereits Chuku Gompa – meinen ursprünglichen Plan, das Kloster zu besuchen, habe ich aufgegeben – werde nun doch etwas kurzatmig.

Es geht nun in das weitläufige Tal hinein, links und rechts rote Felswände, ein Fluss schlängelt sich in der Mitte. Das Tal steigt flach aber stetig an (wir befinden uns zwischen 4600 und 4700m), einige andere Gruppen (Inder, Italiener) laden vom LKW auf Yaks um – von unseren Leuten noch immer keine Spur – sind kilometerweit bis zum Ende des befahrbaren Anteils gefahren.

Das Gehen fällt mir plötzlich immer schwerer, ich werde langsamer, muss immer öfter stehen bleiben, die Füße wie Blei – ein Großteil der Gruppe hat mich bereits ein- bzw. überholt.
Schließlich ereiche ich „unsere“ Yak-Karawane. Das Gepäck wurde bereits verteilt und die LKW sind zurück gefahren. Eine rege Diskussion zwischen den Yaktreibern, Barbara und Kesang ist im Gange vor allem bezüglich des Preises für die zusätzlich angemieteten
3 Reityaks  für einige aus der Gruppe (rückblickend gesehen wäre ich froh gewesen, auch einen Yak zu haben – aber das ist ja nicht Sinn und Zweck der Kora).
Von unseren Sherpas keine Spur – sind uns weit voraus, auf ein Lunchpaket haben sie vergessen.
Taumelnd und mit zittrigen Knie schultere ich meinen Rucksack (geht mir nicht gut) und gehe langsam weiter.

Das Tal wird nun enger, steigt steiler an. Beschriebene Merkmale wie „der Schwanz von Gesar Lings Pferd“ – ein Wasserfall – tauchen auf.
Ich sehe auch die ersten Pilger, die die Kora mit dem Körper ausmessen (durch ständige Niederwerfungen).
Sehr sehr langsam mit zahlreichen Pausen gehe ich weiter, atme keuchend die eisige Luft und trinke sicher viel zu wenig, da mir das Wasser aus dem Camelbak ebenfalls viel zu kalt ist.

Nach mehr als 5 Stunden Gehzeit erreiche ich als letzter den Rastplatz der Gruppe, die sich zum Teil bereits wieder zum Aufbruch rüstet. Völlig erschöpft falle ich ins Gras und nehme dankend den Becher mit heißem Zitronensaft von – ich glaube es war Keshi – entgegen, leider war es das letzte Häferl voll...

Weiter...
Wir kommen an einigen Nomadenzelten vorbei. „Will jemand Buttertee?“
Alles – nur nicht weitergehen müssen...

Ich und einige andere aus der Gruppe werden in das warme gemütliche Zelt gebeten und lassen uns auf einigen Matratzen nieder. Dann wird der Tee serviert. Da die Tibeterin sofort nachschenkt, sobald man einen Schluck Buttertee getrunken hat, komme ich schließlich auf 5 - 6 Tassen von dem Zeug.
Danach fühle ich mich viel besser (wie wenn ich Superbenzin getankt hätte).

Der Effekt hält leider nicht lange an, und ich schleppe mich schließlich mit allerletzter Kraft ins Lager unterhalb der Chiu Gompa auf 4900m. Barbara hat sich zurückfallen lassen und „auf mich aufgepasst“.
Kurz vor dem Lager machen wir noch ein Foto von der leider nur im unteren Teil wolkenfreien Nordwand des Kailash.

Irgendeine gute Seele hat mein Zelt aufgestellt – ich hätte es kaum geschafft.
Kann mich kaum auf den Beinen halten, trinke nur etwas Tee und Suppe und krieche rasch in den Schlafsack – und selbst das ist furchtbar anstrengend. Selbst die kleinste Bewegung bzw. körperliche Anstrengung (und sei es nur Zelt einräumen, Schlafsack ausbreiten...) bedeutet minutenlanges Verschnaufen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen