Mittwoch, 20. August 2003

Kailash - auf der Piste


Wir verlassen (endlich) Shiquanhe. Zunächst fahren wir flussaufwärts am Oberlauf des Indus. Der Fluss windet sich in zahlreichen Mäandern durch eine grüne Ebene.

Bei einer kleinen Siedlung (Gutse o. ähnl.) verlassen wir die relativ gute Schotterstraße und begeben uns auf der Piste hinein in den Changthang. Hier gibt es nur mehr endlose Grassteppe, umgeben von Bergen. Schlagartig sind wir alleine – nur die 4 Landcruiser und unser Begleit-LKW mit Treibstoff und der Zelt- und Küchenausrüstung.

Die Piste hat zahlreiche Fahrspuren, die Fahrer können sich aussuchen, welche ihnen besser zusagt. Ab und zu kommt uns ein LKW entgegen, erkennbar an der langen Staubfahne, die er hinter sich herzieht – sonst würde er in der Weite des Landes glatt verschwinden. Gelegentlich ist auch ein LKW mit geplatzten Reifen liegengeblieben – die Besatzung eifrig am Reparieren. Auch unsere Landcruiser müssen wegen kleinerer Pannen ab und zu halten (meist unser Sorgenfahrzeug).

Die Sonne knallt erbarmungslos herunter, es ist ziemlich heiß im Auto, kaum kommt jedoch beim Aussteigen etwas Schatten oder Wind wird es empfindlich kalt.

Wir fahren so dahin, bergauf bergab, werden auf der Piste ordentlich durchgerüttelt, überwinden einen 4900m hohen Pass – sonst bewegen wir uns immer auf einer Höhe von ca. 4500m.

Irgendwann Mittagspause (kalter Imbiss, Huhn...).
Gelegentlich sieht man einen Nomaden mit seiner Schaf-, Ziegen- oder Yakherde, ab und zu auch einige Nomadenzelte, aber im Großen und Ganzen sind wir alleine.
Sven Hedin fällt mir ein – er muss ja irgendwo hier mit seiner Karawane durchgezogen sein. Viel hat sich ja seither nicht verändert – es gab damals nur keine Autos und wahrscheinlich viel mehr Wildtiere.

Plötzlich verdunkelt sich der Himmel, starker Regen und Sturm setzt ein – Gewitter am Dach der Welt. Binnen kürzester Zeit verwandelt sich die Piste in einen sumpfigen Morast, kleine Seen und Pfützen bilden sich, die Sicht wird immer schlechter – wie muss das erst im Winter sein (Sven Hedin!). So schnell, wie’s begonnen hat, ist es auch schon wieder vorbei.

Mittlerweile hätten wir auch unser heutiges Etappenziel erreicht, nur der geplante Zeltplatz ist überflutet. Einige Kilometer weiter finden wir einen besseren. Schnell wird aus den Trucks eine Art Wagenburg zusammengestellt, und dann die Zelte in Windeseile aufgebaut (alle helfen mit). War auch gut so, denn es beginnt wieder mit dem heftigen Wind – Steine müssen von uns herangeschleppt werden, sonst würden unsere Zelte vom Sturm weggeblasen.

Als das Lager halbwegs gesichert ist, gibt es erst mal Tee. Lange müssen wir heute auf das Abendessen warten – es ist inzwischen saukalt geworden.

Aber die Warterei lohnt sich.
Nach der heißen Suppe gibt es zunächst mal eine super Pizza (sehr würzig, mit Fleisch, Wurst, Zwiebel und sehr viel Käse), dann kommt der Höhepunkt: frische gebratene Lammkeule mit Knoblauch, dazu Kraut. Nach dem obligatorischen Dosenkompott und Tee krieche ich so schnell wie möglich ins Zelt...

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