Wir verlassen (endlich) Shiquanhe. Zunächst fahren wir
flussaufwärts am Oberlauf des Indus. Der Fluss windet sich in zahlreichen
Mäandern durch eine grüne Ebene.
Bei einer kleinen Siedlung (Gutse o. ähnl.) verlassen wir
die relativ gute Schotterstraße und begeben uns auf der Piste hinein in den
Changthang. Hier gibt es nur mehr endlose Grassteppe, umgeben von Bergen.
Schlagartig sind wir alleine – nur die 4 Landcruiser und unser Begleit-LKW mit
Treibstoff und der Zelt- und Küchenausrüstung.
Die Piste hat zahlreiche Fahrspuren, die Fahrer können
sich aussuchen, welche ihnen besser zusagt. Ab und zu kommt uns ein LKW
entgegen, erkennbar an der langen Staubfahne, die er hinter sich herzieht –
sonst würde er in der Weite des Landes glatt verschwinden. Gelegentlich ist
auch ein LKW mit geplatzten Reifen liegengeblieben – die Besatzung eifrig am
Reparieren. Auch unsere Landcruiser müssen wegen kleinerer Pannen ab und zu
halten (meist unser Sorgenfahrzeug).
Die Sonne knallt erbarmungslos herunter, es ist ziemlich
heiß im Auto, kaum kommt jedoch beim Aussteigen etwas Schatten oder Wind wird
es empfindlich kalt.
Wir fahren so dahin, bergauf bergab, werden auf der Piste
ordentlich durchgerüttelt, überwinden einen 4900m hohen Pass – sonst bewegen
wir uns immer auf einer Höhe von ca. 4500m.
Irgendwann Mittagspause (kalter Imbiss, Huhn...).
Gelegentlich sieht man einen Nomaden mit seiner Schaf-,
Ziegen- oder Yakherde, ab und zu auch einige Nomadenzelte, aber im Großen und
Ganzen sind wir alleine.
Sven Hedin fällt mir ein – er muss ja irgendwo hier mit
seiner Karawane durchgezogen sein. Viel hat sich ja seither nicht verändert –
es gab damals nur keine Autos und wahrscheinlich viel mehr Wildtiere.
Plötzlich verdunkelt sich der Himmel, starker Regen und
Sturm setzt ein – Gewitter am Dach der Welt. Binnen kürzester Zeit verwandelt
sich die Piste in einen sumpfigen Morast, kleine Seen und Pfützen bilden sich,
die Sicht wird immer schlechter – wie muss das erst im Winter sein (Sven
Hedin!). So schnell, wie’s begonnen hat, ist es auch schon wieder vorbei.
Mittlerweile hätten wir auch unser heutiges Etappenziel
erreicht, nur der geplante Zeltplatz ist überflutet. Einige Kilometer weiter
finden wir einen besseren. Schnell wird aus den Trucks eine Art Wagenburg
zusammengestellt, und dann die Zelte in Windeseile aufgebaut (alle helfen mit).
War auch gut so, denn es beginnt wieder mit dem heftigen Wind – Steine müssen von
uns herangeschleppt werden, sonst würden unsere Zelte vom Sturm weggeblasen.
Als das Lager halbwegs gesichert ist, gibt es erst mal
Tee. Lange müssen wir heute auf das Abendessen warten – es ist inzwischen
saukalt geworden.
Aber die Warterei lohnt sich.
Nach der heißen Suppe gibt es zunächst mal eine super
Pizza (sehr würzig, mit Fleisch, Wurst, Zwiebel und sehr viel Käse), dann kommt
der Höhepunkt: frische gebratene Lammkeule mit Knoblauch, dazu Kraut. Nach dem
obligatorischen Dosenkompott und Tee krieche ich so schnell wie möglich ins
Zelt...
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